Sonntag, 26. Mai 2013

In der Dorfrepublik Rüterberg

Mit etwas Verspätung hier mein Bericht zum Besuch in Rüterberg. Bei einem Blick auf die Landkarte könnte man meinen, Rüterberg sei ein kleiner, unbedeutender Ort, den man jetzt nicht unbedingt gesehen haben muss. Ich sage: doch, sollte man unbedingt, vor allem als "Grenzgänger". Die Bezeichnung "Dorfrepublik" ist schon auf dem Ortsschild zu lesen, außerdem hängt in vielen Gärten eine mir bisher unbekannte Fahne am Mast.
All diese Dinge gehen zurück auf den 8. November 1989. Das DDR-Dorf war zu dieser Zeit, da es direkt in einer Schleife des Grenzflusses Elbe liegt, komplett von den beiden Grenzzäunen eingeschlossen. Ein- und Ausgang waren für die Dorfbewohner sehr mühsam und von ständiger Kontrolle durch die Grenztruppen begleitet. Bei einer  Bürgerversammlung am 8. November 1989 erklärte sich der Ort deshalb nach schweizer Vorbild eigenmächtig zur "Dorfrepublik". Ein unglaublich mutiger Schritt zu dieser Zeit!
"Wenn du in Rüterberg bist, frag dich zum Bürgermeister von 1989 durch", hat mir vor einiger Zeit ein Mann geraten. Gesagt, getan, und so bekam ich spontan noch eine  Führung durch die örtliche "Heimatstube". Etwas über den geschichtsträchtigen Beschluss aus erster Hand zu erfahren, war wirklich interessant. Der Mut des Bürgermeisters, sich als Vertreter dem Beschluss seiner Bürger anzuschließen, beeindruckt mich noch immer. Zum Glück aller Beteiligten wurde in der darauf folgenden Zeit niemand verhaftet oder für diesen dreisten Beschluss bestraft. Wie durch ein Wunder kam am nächsten Tag der berühmte Versprecher Günther Schabowskis und die innerdeutsche Grenze war Geschichte...

(Bilder folgen bei Gelegenheit)

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